Definition
Inkontinenzversorgung
Viele Menschen leiden an Inkontinenz – insbesondere im Alter. Es handelt sich um eine Krankheit, bei der die Blase oder der Darm nicht mehr kontrolliert werden können. Leider wird das Thema aufgrund von Schamgefühlen oft tabuisiert und Betroffene können nicht mit entsprechenden Hilfsmitteln unterstützt werden.
Die gute Nachricht ist, dass Betroffenen geholfen werden kann. Man unterscheidet verschiedene Arten von Inkontinenz. Um zu unterstützen, können Sie sich auf den folgenden Seiten zunächst eingehend über Inkontinenz informieren und im Anschluss von uns fachkompetent beraten werden. Das Ziel einer jeden Versorgung sollte sein, die erkrankte Person in ihrer spezifischen Situation zu erfassen und ihr diejenigen Hilfsmittel und Hilfestellungen beizugeben, die zur Bewältigung des Alltags erforderlich sind.
Harn- und Stuhlinkontinenz
Wenn der eigene Harn- und Stuhlabgang nicht vollständig oder gar nicht mehr kontrolliert werden kann, stellt die Versorgung mit aufsaugenden oder ableitenden Produkten eine mögliche Lösung dar. Zu den aufsaugenden Hilfsmitteln gehören z.B. Einlagen und Pants.
Die genannten Produkte sind besonders geeignet, wenn es sich um leichtere Inkontinenz handelt. Bei schwerer Inkontinenz reichen aufsaugende Hilfsmittel oft nicht aus und die Versorgung erfolgt über Katheter (ableitende Inkontinenzversorgung). Auf die unterschiedlichen Möglichkeiten in diesem Bereich werden wir aufgrund unseres Beratungsschwerpunktes im den folgenden Abschnitten näher erläutern.
Ableitende Inkontinenzversorgung
Verweilkatheter
Bauchdecken- oder Ballonkatheter werden durch medizinisches Fachpersonal gelegt und können wenige Tage bis zu einem Monat in der Harnröhre verbleiben, bis sie gewechselt werden müssen. Eine kürzere Verweildauer kann angezeigt sein, wenn die zu versorgende Person z.B. einen Infekt in der Harnblase hat. Der Urin wird durch den Katheter in einen Bein- oder Bettbeutel (siehe Kapitel Urin- und Sekretbeutel) geleitet, welcher regelmäßig entleert werden muss.
Verweilkatheter eignen sich für Personen mit schwerer Harninkontinenz oder mit einer Blockade in der Blase, bei denen aber Einmalkatheter keine Option zur Therapierung darstellen. Der Nachteil der Dauerableitung ist, dass das Blasenvolumen mit der Zeit abnimmt. Diesem vorgenannten Effekt kann durch ein zwischengeschaltetes Ventil entgegenwirkt werden.
Die Katheter zur Durchführung des ISK sind nach heutigem Standard beschichtet, um die Gleitfähigkeit zu erhöhen und werden entweder mit Gel oder Kochsalzlösung angewendet. Die Katheter benötigen einen gesonderten oder integrierten Beutel zum Auffangen des Harns. Besonders für mobile und berufstätige Patienten eignen sich Katheter, die bereits einen Urinbeutel integriert haben.
Als nicht gebrauchsfertig werden Katheter bezeichnet, die ohne Gel oder Kochsalzlösung geliefert werden und muss in diesem Fall gesondert rezeptiert werden. Gebrauchsfertig bezeichnet einen Katheter, wo in einem Sachet das Gleitmittel mitgeliefert wird. Vorgegelte oder aktivierte Katheter werden als sofort gebrauchsfähig bezeichnet.
Auf die Spitze des Katheters kommt es an
Katheter haben unterschiedliche Katheterspitzen für unterschiedliche Bedarfe.
Die am häufigsten verwendeten Einmalkatheter sind die Katheter mit Nelaton-Spitze. Je nach Durchmesser können sie von Männern, Frauen und Kindern verwendet werden. Wichtige Voraussetzung dafür ist, dass keine Komplikationen des Harnröhrenverlaufs existieren. Die Nelaton-Spitze verläuft gerade und ist abgerundet. Die sogenannten zwei bis vier Katheteraugen (Öffnungen zum Abfließen des Urins) befinden sich unterhalb der Spitze und liegen sich gegenüber oder sind versetzt.
Im Gegensatz zur Nelaton-Spitze ist die Tiemann-Spitze leicht gebogen und läuft an der Spitze konisch zusammen. Sie besitzt überwiegend nur eine Öffnung (Katheterauge) zum Ableiten des Urins. Diese Art von ISK-Katheter wird beispielsweise bei einem unregelmäßigen Harnröhrenverlauf oder bei Harnröhrenhindernissen eingesetzt.
Die Kugelkopf-Katheterspitze besitzt an ihrer Spitze einen weichen Kugelkopf, ist besonders flexibel und passt sich perfekt an den Verlauf der Harnröhre an. Sie wird eingesetzt bei Hindernissen in der Harnröhre oder bei Spastiken des Beckenbodens. Die Kugelkopf-Katheterspitze ist mit zwei oder vier gegenüberliegenden oder versetzt angeordneten Katheteröffnungen versehen. Auch die Ergothan-Spitze wird überwiegend bei unregelmäßigen Harnröhrenverläufen, Harnröhrenhindernissen oder bei Beckenbodenspastiken eingesetzt und passt sich dank ihrer Flexibilität besonders behutsam an den individuellen Harnröhrenverlauf an.
Urinalkondome
Diese ableitenden Hilfsmittel werden in der Pflege und Versorgung von an Harninkontinenz leidenden Männern eingesetzt, die eine Alternative zu aufsaugenden Inkontinenzprodukten (Tropfenfänger, Vorlagen, Höschenwindeln) oder der ISK wünschen.
Urinalkondome aus Latex bzw. Silikon sind unterschiedlich groß, sind selbstklebend oder müssen mit Klebemitteln befestigt werden und verfügen über eine Anschlussmöglichkeit zu einem Urinbeutel. Sie bieten gegenüber der Versorgung mit Blasenkathetern den Vorteil einer einfacheren Handhabung und eines geringeren gesundheitlichen Risikos, sind jedoch nicht für alle Fälle notwendiger Inkontinenzversorgung geeignet.
Urin- und Sekretbeutel
Für die Versorgung bei Dauerkathetern, ISK-Kathetern ohne angeschlossenen Beutel und Urinal-Kondomen wird ein Beutel benötigt, um den abfließenden Harn aufzufangen. Hierbei kommen vorrangig drei unterschiedliche Typen von Beuteln zur Verwendung: Beinbeutel, Bettbeutel und Tropfkammerbeutel.
Beinbeutel
Diese Produkte werden mit Hilfe von Befestigungsbändern oder einer Tasche am Bein getragen und fangen den durch den Katheter auslaufenden Urin sicher und unauffällig auf. Durch diese Form der Befestigung und durch die Wahl der passenden Kleidungsstücke ist man mobil und kann sich frei bewegen. Die Beinbeutel verfügen über einen Ablasshahn, einer Rücklaufsperre und sind bis zu 3 Tagen verwendbar. Sie sind unsteril oder steril erhältlich und können je nach Hersteller Volumina von 0,5 bis 1 Liter fassen. Spezielle „Rollibeutel“ sind besonders an die Sitzhaltung von Rollstuhlfahrern angepasst.
Bettbeutel
Bettbeutel dienen dazu, den aus der Harnblase abfließenden oder abgeleiteten Urin zu sammeln. Mit ihrem hohen Fassungsvermögen (1,5 bis 3 Liter) sind sie hervorragend für die nächtliche Versorgung geeignet, aber auch in allen Pflegesituationen, in denen Menschen auf Dauer im Bett liegen und dort Versorgung benötigen. Wenn der Patient mit einem Katheter versorgt wird, müssen sterile Beutel zum Einsatz kommen. Damit wird die Besiedlung mit Keimen unterbunden. Werden Bettbeutel im Zusammenhang mit Kondom-Urinalen benützt, ist die Verwendung steriler Beutel nicht unbedingt notwendig.
Tropfkammerbeutel
Hierbei handelt es sich um ein geschlossenes Urindrainagesystem mit belüfteter Tropfkammer, einem Ablauf und einer Rücklaufsperre, das bei der Versorgung von Personen mit Dauerkatheter eingesetzt wird. Durch dieses sterile System können aufsteigende Infektionen effektiv vermieden werden und eine Nutzung von bis zu 10 Tagen ist möglich. Durch die Belüftung der Tropfkammer ist für einen Druckausgleich gesorgt und entweichende Bakterien werden gefiltert.
Transanale Irrigation (TAI)
Die transanale Irrigation (TAI) ist eine Therapieform, die bei eingeschränkter Darmbewegung (Peristaltik), Verstopfung (Obstipation) und unkontrollierten Stuhlverlust (Stuhlinkontinenz) eine sinnvolle und effektive Methode des Darmmanagements darstellt. Dies kann bei bestimmten Krankheitsbildern wie beispielsweise bei Querschnittslähmung, Spina bifida oder Multipler Sklerose auftreten.
Wenn entsprechende Beschwerden auftreten, sollte frühzeitig überlegt werden, ob die transanale Irrigation eine Möglichkeit darstellt. Die Irrigationssysteme verschiedener Hersteller sind in ihrer Anwendung ähnlich. Zur Durchführung wird ein Rektalkatheter eingeführt und über einen Ballon oder Konus das Zurückfließen des über das System eingefüllte Wasser verhindert. Durch den Dehnungsreiz wird eine Peristaltik des Darms ausgelöst, zur natürlichen Transportbewegung angeregt und kann sich zur gewünschten Zeit entleeren. Der Betroffene hat in der Regel für 24 Stunden oder länger keine weiteren Stuhlentleerungen zu erwarten.
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